März 2013: Buchvorstellung „Untergang vor Borkum, Band II“ (Jahreshauptversammlung)

Hoog geachte Damen, Heeren!

An de 30. September 1860 stunn in de Weser-Zeitung ein Breif van ein Ogentüge over dat Mallör mit dat Skip „Alliance“, dej an 9. un 10. September vör dat Eiland Börkum wrack waarden was. Disse Mann – heej was sülvst Kaptein west – vertellde sekür over sien Beleven an de Strandskante. Dat Skip lagg neit wiet weg in’t Water, Hollt un ander grote Deilen dreven up de Strand. Un uk Drinkeldoden. De Badegasten hebben Hülpe verwacht, man de Börkumers hebben sück neit rögt. Seej harrn bloot Ogen för dat Strandgaut un gaffen as Antwoord: Tja, wat is ein Menskenleven.
Dit is ein doodstrürege Baul un man sull sück skamen, dat Mensken an de Küste un up de Eilanden Lü gein Hülpe geven, dej in Nood bin. Dat mutt anders! So stunn dat Weeken later haast in alle Bladdjes tau lesen.

Der Studienrat Dr. Johannes Linke, großartiger Inselchronist und Verfasser zahlreicher Heimatbeiträge schrieb:
An allen Küsten der Nord- und Ostsee stand der Gedanke der Bergung von Strandgut aus materiellen Gründen an weitaus erster Stelle vor der Bergung Schiffbrüchiger. Das galt nicht nur für die direkten Anlieger, sondern auch für die festländischen Behörden. In einer Dienstanweisung für den Borkumer Inselvogt im Jahre 1628 hieß es unter Nr. 10: Wann einige Schiffe stranden, sollen alle Einwohner schuldig und gehalten sein, Kaufmannsgut zu bergen! Von Menschenrettung ist keine Rede. Dasselbe ist in der Anweisung von 1651 zu lesen. Erstmalig 1666 soll der Vogt „ zur Rettung von schiffbrüchigen Leuten und Güter die Untertanen mit Ernst antreiben“.

War die Mentalität gegenüber den Schiffbrüchigen Hartherzigkeit und reine Gewinnsucht? Der Seemannstod forderte auch von den Borkumern immer wieder zahlreiche Opfer und unzählige ertrunkene Seeleute wurden im Laufe der Jahrhunderte an den Inselstrand getrieben. Man war sich den Risiken der Seefahrt stets bewußt und Hilfe war nur in den seltensten Fällen möglich, besonders auf den Riffen und Sandbänken rund um die Insel. Hier war jedes aufgelaufene Schiff hilflos zum Untergang verurteilt.

Die Boote der Insulaner waren Wattfahrer, die aufgrund ihrer Bauart der ungeheuren Gewalt der Brandung und den Grundseen nicht standgehalten hätten.
Diese Erkenntnis galt im gesamten Nordseeküstenbereich und führte 1790 in England zum Bau des Sutherlandbootes. Ähnlich konzipierte Boote wurden auch in Rotterdam in den Niederlanden hergestellt. 1835 forderte die Königliche Regierung in Hannover eine Untersuchung über die häufigsten Strandungen vor den ostfriesichen Inseln, um Rettungsboote zu stationieren. Die Mannschaftsbeschaffung lag auf Norderney günstiger als auf Borkum, weil auf der Nachbarinsel genügend Fischer zum Einsatz vorhanden waren, während die Borkumer mit eigenen Frachtschiffen und als Seefahrer bei anderen Reedereien häufig inselabwesend waren. So wurde 1839 von einer Bootsbestellung Abstand genommen. Erst eine Generation später unternahm man einen neuen Versuch. Der Vogt Rhode schlug 1860 die Beschaffung eines Bootes vor, zeitgleich mit den Bemühungen von Georg Breusing in Emden, die am 2. März 1861 zur Gründung des Rettungsvereins führte. Von 1854 bis 1861 verunglückten 76 Schiffe an der Küste, wobei 118 Menschen den Tod fanden. Aber bereits 1864 zählte der Emder Rettungsverein acht Rettungsstationen: auf Baltrum, Langeoog, Neuharlingersiel, Spiekeroog, Juist und Norderney. auf dem West- und Ostland von Borkum.

Der Borkumer Albert Bakker übernahm das Boot „Ostfriesland“ am 23. März 1862 und brachte es zur Insel. Am 30. Januar im darauf folgenden Jahr gründete sich das „Local-Comitee“ auf Borkum und berief zum Vorsitzenden den Inselvogt Dr. med. Reinicke und bestellte das zweite Rettungsboot mit dem Namen „Upstaalsboom“ für die Station Borkum-Ost. Die Rettungsstation Borkum bildete die westlichste Keimzelle für die Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schifbrüchiger 1865.

Man laat uns de Tied 35 Jahr taurügg dreihen. Uk daar gaff dat all Hülpe van Börkumers för Mensken in Seejnood.

Dat was fieleineg kold up’t Eilandje Börkum an de 20. Dezember 1829. Harde Wind mit Störmböijen dreven de Isskullen all hooger up de Strand. Wall gaud, dej moij lecker warm bi’t Für in Huus satt. Man eine is noch buten, kikkt over’t Water: Klaas Klaasen van Dyk. Heil wiet buten up de Hubertplate drifft wat, is man süneg tau seihn. Dat is ein Skip un daar bin Mensken in Nood.

Heej stappt weer na Huus, haalt sien Breuer Ebel Klaasen mit dej sien beide Junges Klaas un Geerd un sien Stürmann Jan Luitjens Klein, dej 38 Jahr old is. Tiss ein elendeg Geknauje, dat Boot over de Bargen van Isskullen tau slepen bit an’t opende Water. De Seej geiht hoog. Dat Wark is stuur, man seej haalen dreej Mann van Boord, dej düchdeg mindermachdeg un haast besefflos bin. Taurügg na Börkum, waar Skuul is un Warmte.

As de Lü weer bi Verstand komen, vertellen seej hör Beleevsel. Dat Skip is de Tjalk „De Jüffer Engelina“ un hört Bruno Gerdes ut Lübbersfehn, 51 Jahr old. An de 18. November 1829 is heej van Newcastle in England mit Steinkohle un Steingaud offseilt un kwamm na 5 Dagen bi de Eems an. Hier kwamm Störm up, mall un ruug Weer. Heej hett de Anker verloren un de Wind drückte hör alltied weer na Seej tau. De Seils un dat Fock gungen over Boord. De Etereej waarde all minder , haast gein Drüppke Water mehr tau drinken. Ein Dag minder as veier Weeke dreev de Tjalk in’t Water, kwamm haast neit vörut. Na 32 Dagen up Seej kwaam dat nare Ende, as seej up de Hubertplaate fast satten. Seej wassen verloren west, harrn de Börkumers hör neit Hülpe geven.

Un disse Börkumer Mannlü hebben d’r gein Puhee van makt, man de Vogt Tönjes Bley hett ein Breif over disse Reddungsfahrt na dat Amt Greetsyl stürt, man dej hooge Heeren wulln Tügen hebben. So hebben dej 3 Mann van „De Jüffer Engelina“ vör’t Forum in Auerk vertellt, hau’t west is.

De Bootsmann un Skipper Jan Janssen Staghouwer, dej frauger Lotse west is, vertellde uk van ein fraugere Reddungsfahrt.
De Skrievereejen gungen noch menegmal hen un her, bit an de 27. August 1830 de Landdrostei in Auerk in de Name van de Könek van Hannover Dank see: Klaas van Dyk kreeg de sülvern Verdeinstmedaille, alle andern 15 Dalers Courant un hör Name kwamm in’t Amtsblatt un in de Oostfreisenzeitung.

Over de Börkumer Station mit sien Mannlü hett de Emder Reddungsverein un ein bitje later de Dütse Gesellskup de Hand holden, dat heit, seej gaffen de Booden un all dat ander Wark bitau, hebben de Mannskup betahlt – man seej wullen uk genou weiten, waar dat Geld bleev.
Un neit bloot over de Reddungsfahrten, uk as up Börkum wat miss leip, hett man Breiven upsett. Un dat was gaud so. Daar bin handskreven Breiven van Georg Breusing un ander hooge Heeren. So is uns ein grote Riekdoom erholden bleven.

Vör Jahr un Dag, t’mag wall in de 50er Jahren west wesen – hebben Börkumer Mannlü an Hans Teerling, de Baas van’t Dykhus, tweej grote Karton mit Pepieren geven – over de Reddungsgesellskup, Station Börkum, van Begünn off an. Mit de Woorden: damit dat neit undert Fautvolk kummt un in irgendein Hauk liggt, so bitau, tüsken ander Bauken. Bi de Heimatverein is’t gaud boorgen.

Jahren later – de Pepieren wassen sortiert – kwamm all de Gedanke up, ut disse Skriewereejen ein Bauk tau maken. Helmer Zühlke, Tjard Steemann un Jan Schneeberg hebben sück binander sett, um mit dat Wark tau begünnen. Man as dat so is, dat mutt all in dien freeje Stünden wesen un so dürt dat all sein Tied . Tjard Steemann hett alles genou in de Komputer ingeven, ein düchdeg Geknauje, un bitau de Karkenbauken nakeken un de Stammbomen van Börkumer Familien, Jan Schneeberg hett grote Artikels verkaart un binander sett. Un as eine mit de rode Pänne kummt un na Fehlers söcht: tiss gein Roman, t’bin all Originalen un is nix bikomen, wat man neit nawiesen kann.

Un wat d’r bitau kwamm: Man wull noch mehr weiten over de Skepen, over de Mensken.
So hett heil besünners Helmer Zühlke sück allemachdeg insett. Up Börkum is heej uk ja bekennt. Waar heej sück in fast beten hett, lett heej neit weer löss. Un bi elke Reddungsfahrt begünnde heej tau siemeleiern, hau kann man noch mehr gewahr waarden. Un so gung dat over Lü up de faste Walle, dej van Skepen wall Künde hebben, in Archiven in Emden, Auerk, Hambörg un de Museen an de dütse Küste, heil besünners over unse Nahbers in Holland, over de Reddungsgesellschaft in Frankriek, na de bekännde Versekerung Lloyd’s in London, over Botschaften van de Butenlanden Italien, Kanada un de USA, de baltischen Staaten bit hoog na Skandinavien, na Dänemark, Schweden un Norwegen. Un wat taurügg kwamm, daar is man staff. Noch geineine hett sück de Möite makt, dat Schicksal van Skepen, dej vör Börkum Mallör harrn, man noch boorgen bin un van de Mensken, dej dör Börkumers rett waarden bin, tau erforschen. So bin ut dej 2 Aktenordners, waar dej olde Pepieren bewahrt wassen, in Tüskentied wiet over 10 waarden.

Un so kwamm man d’r achter, dat Georg Breusing ein Söhn verloren hett – up Seej. Un wat heej de reformeierde Karke up Börkum geven hett – in stille Gedachten an sien Söhn, dat könen ji nalesen. Well was de rieke Franzose, dej de Reddungsgesellskup sovöl Geld gaff un waar uk de Börkumers van tehrt hebben? De Vörmann van’t Reddungsboot muss uk alltied Meldung maken un ein Protokoll upsetten, ein bitje later dee dat de Vörsitter van de Ortsausschuss. Klüchdeg menegmal, as de Vörmann, dej mit krachdege Hannen ein Rauer holden kunn, sien Bericht upsett hett, half düts, half platt, half hollands. Meisttied heil kaart. Wat in’t Bladdje tau lesen stunn, was all ein bitje mehr. Dat meiste over de Mellören kann man in de Seejamtsverhandlungen nalesen un wi hebben hör haast all. T’was uk tau bewiesen, hau eng de Börkumers mit de Hollanders tausamen arbeid hebben un dat ein gaud Mitnander mit de Juisters un Nörderneyers was.

Heil besünders laggen uns de Börkumers an’t Hart. Wi bin de Familien dörgahn, waar frauger
de Mannlü bi’t Reddungswerk wassen un uk hier is noch gaud wat binander komen.

Sehr bewußt hat man das oft wortkarge Protokoll der hiesigen Beteiligten, die präzise Seeamtsverhandlung und eventuelle Presseberichte gegenüber gestellt. Nur so ergibt sich ein genaues Bild aus damaliger Zeit, wenn im Nachtdunkel und bei orkanartigem Wetter ein
Seenotfall gemeldet wurde. Die Borkumer Männer gingen im ersten Morgengrauen zum Boot, die einzige Sicherheit waren wohl die Korkwesten. Über die gefährliche Brandung hinweg, tanzte die winzige Nußschale auf den Wellen, immer wieder kamen Brecher über, das Rudern waren schwerste Knochenarbeit.

Kam der Havarist in Sicht, wurde oft über die Vorgehensweise Schiffsrat gehalten. Konnte man längsseits gehen, bestand nicht die Gefahr, selbst zerschellt zu werden? Es gab Fälle, wo die einzigste Möglichkeit zur Rettung darin bestand, mit der Strömung ein Ruder an einer Leine treiben zu lassen, in der Hoffnung, dass die Schiffbrüchigen diese Hilfe aufnehmen konnten, um zu versuchen, mithilfe des Taues zum Rettungsboot zu gelangen.
Die Borkumer Männer warteten im Boot, drumherum tobte die See, bis der erste Schiffbrüchige den Mut fand, sich an Bord ziehen zu lassen, um dort auf dem Schiffsboden zusammenzubrechen, zitternd vor Todesangst und Kälte. Wenn es nach Stunden gelang, die Lebenden zu bergen, wie voll muss dann das Boot gewesen sein? !

Und was ist mit jenen, die mit angstverzerrtem Gesicht und eiskalten Fingern sich an ein Stück Holz klammerten, dass einmal Schiff hieß, bis eine Riesenwelle sie mit in die Tiefe riss? Oder jene, deren flackerndes Lebenslicht langsam erlosch? Oder jene, die seit Stunden tot waren und in ihrem Leben immer wieder gebetet hatten, in heimatlicher Erde die letzte Ruhe zu finden und niemals ein nasses Seemannsgrab?

Zurück zur Insel! Viel, viel Zeit war vergangen. Die Richtung kannten die Männer. Wind und Strömung auch. Der Borkumer Turm kam in Sicht, aber die Gefahr war noch lange nicht vorbei. Die Brandung war lebensgefährlich, das hatten auch die holländischen Nachbarn erleben müssen, als ihr Rettungsboot umschlug und den Vormann und mehrere Rettungsleute ihr Leben ließen.

Am Borkumer Strand warteten immer Leute, Verwandte und Bekannte, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Sie halfen den zusammengebrochenen Schiffsbrüchigen aus dem Boot, schleppten sie über den Strand und die Sandwege, bis zu den Gasthäusern, wo ein wärmendes Bett und
die erprobten Hausmittel den Schock und die Angst vertrieben. Oft genug aber musste noch der Inselarzt kommen, der nichts anders tun konnte, als die Augenlider der Verunglückten sanft zu schließen.

Die erschöpften Borkumer Rettungsleute waren wieder bei ihren Familien. Stunden und manchmal auch über einen Tag hatten sie auf See verbracht, kamen nicht aus den nassen Kleidungsstücken heraus und wenn auch keine Todesfälle zu beklagen waren, so zogen sich doch mehrere Männer Krankheiten zu, die sie bis zum Lebensende quälen sollten.

Wer diese Geschichten liest, wird vielleicht mit anderen Augen das Inselmuseum „Dykhus“ betreten und vor dem Ruderrettungsboot Otto Hass einen stillen Gruß an jene Männer schicken, die in diesem oder einem anderen Boot gesessen haben:
Ihr wart, ihr seid stille Helden zur See!

Over elke Reddungsfahrt kann man vertellen, man as dat nu dee, satten wi mörgen fraug noch hier un ik sall jau hier bloot de Mund waterg maken, dat ji Jank na dat Bauk kriegen. Uk well van de Börkumers d’r bi was, is sekür fastholden. Waar wassen dej Stationen, well kwamm mit sien Peerden? Hau faak bin seej an’t üben west off hebben ein neej Boot utprobeiert? Hau was dat mit de Alarm? Gaff dat uk ein Raketenstation un waar was dat Huuske? Wat was ein Ankerrakete un wat bin Lootjes? Hebben de Börkumers uk sammelt för de Reddungsgesellschaft?
Hau faak hebben de Mannlü s’nachts an de Strandskante mit de Kieker stahn, off d’r Notsignalen tau seihn wassen? Hau was dat mit de Nahbers, mit de Hollanders, mit de Juisters off Nörderneyers? Alles un büllten mehr kann man in dit Bauk nalesen. Un alle Namen van de Börkumer Reddungslü bin d’r in mit hör eigen Underschrift. Dat Vörwoord hett de dütse Vörsitter van’t Reddungswerk upsett un uk de hollandse Direktor hett moje Woorden funnen.

T’was an de 20. November 1903. De hollandse Tjalk „Klaziena“ leip mit 55 Last Gerste van Delfzyl na Norderney. An Boord was de Skipper Hendrik Leertouwer, sien Frou Klaziena, de Söhn Jan as Bestmann un de 20 jahrege Dochder Martha. T’weihde ein harde Wind un bi de Westerbalge ankomen, dreide de Wind na Westnoordwest un de Skipper stürde over de Schuitesand, um in de Leybucht tau komen. Bi de allemachdege Störm brook tegen Middag de Kranz boven in de Mast, dej butenboords gung un dat Vördeck open skörde. De Backboordanker full, man dat Skip was swar leck un neit mehr over Water tau hollen. Leertouwer gaff Order, dat de Familie dat Skip verlaten sull. De Söhn Jan haalde dat Biboot langssiet un wull sien Mauder de Hand geven, um hör in’t Boot tau helpen. Ein sware Seej schmeet dat Bootje up dat Skipsrauer, de Liene reet. Dör Wind un Water dreev dat Biboot heil gau van de „Klaziena“ weg. De Bestmann satt d’r in un sagg sien Volk all lüttjerder waarden.
Heej hett vertwiefelt versöcht, um mit rauern vörut tau komen, heej hett gielt un gallpt, heej hett ein Gebett na boven stürt un heej hett flöckt. Wind un Water hebben hum namiddags tegen 3 Ühr tüsken Pilsum un Greetsiel an de Diek kwackt. Up Handen un Fauten is heej na de buren Hoff kropen un hett hier um Hülpe bölkt. Man wat sulln de Buren maken? Seej harrn gein Boot un dat Weer was tau ruug.
Dat Bild van sien Familie hett Jan Leertouwer noit weer vergeten. Tweej Süsters van hum wassen up Börkum trout, Bertha mit Folt Aikes , Johanna mit Jan Jochems Bekaan un seej was mien Grootmauder.

Dat Börkumer Reddungsboot is neit na buten fahren, de Börkumers harrn d’r gein Künde van. Man in de Seeamtsverhandlung dreej Maand later, see de Lotsenkommandeur Hermann Laarmann ut Emden, dej uk de Baas van Reddungswark was:
Ich habe von dem Unfall keine telegrafische Nachricht bekommen, hätte ich solche erhalten, dann hätte ich dieselbe zur der Rettungsstation Borkum weitergegeben, denn bei der damaligen Windrichtung konnte nur von dort Hilfe gebracht werden.
Das Seeamt stellte in seinem Spruch fest, dass die Ursache des Unfalls auf das stürmische Wetter zurückzuführen ist. In Übereinstimmung mit dem Reichskommissar gibt dieser dem Seeamt Veranlassung, die Aufmerksamkeit der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger darauf zu lenken, von Norddeich bis zur Knock eine telegrafische Verbindung aller unter dem Deich liegenden Ortschaften herzustellen.

Bereits hier zeichnet sich eine Entwicklung ab, die in den folgenden Jahrzehnten von elementarer Bedeutung werden sollte. Ohne die Inanspruchnahme einer sich ständig verbesserten Technik ist auch eine Einrichtung wie die Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger dauerhaft nicht lebensfähig. Wenn man bedenkt, wieviel Zeit die Alarmierung der Rettungsleute in Anspruch nahm, wie lange es gedauert haben mag, bis ein Gespann Pferde das schwere Rettungsboot aus dem Schuppen zog, wieviel Kraft es kostete, das Boot durch Brandung und hohen Seegang bis zum Havaristen zu steuern, wird die Suche nach einem neueren Bootstyp verstehen. In den Berichten und den Seeamtsverhandlungen wird bisweilen Kritik laut, Kritik der Havaristen, die auf schnellere Rettung gehofft hatten.
In benachbarten Ländern waren bereits Motorrettungsboote im Einsatz, als auch auf Borkum dieser neue Bootstyp vorgestellt wurde und die hohen Erwartungen anfänglich nicht erfüllte. Besonders in den Tagebuchaufzeichnungen eines Rettungsmannes, das dem Heimatverein vorliegt, wird ausführlich von den Schwierigkeiten berichtet. Dass die Rettungsleute keine Maschinisten waren, sondern der Kraft ihrer Hände vertrauten, ist nur zu verständlich. Dabei dürfen allerdings die Zeitumstände nicht vergessen werden. Gerade im ersten Weltkrieg hatte das Militär das absolute Sagen und die Jahre nach 1918 waren durch große wirtschaftliche Schwierigkeiten und Geldnot geprägt.

Sehr bewußt wurde hier ein Schnitt gemacht und das erste Buch abgeschlossen. Einmal, um die Fülle des Materials in einem Band unterzubringen und ein weiteres Buch über die Entwicklung der Motorrettungsboote folgen zu lassen. Es soll sobald als möglich erscheinen und verspricht wiederum spannende Geschichten und historisch wertvolle Informationen. Ein großer Dank geht an alle Personen, die mit Rat und Tat, sowie Hintergrundwissen und Bildern zum Gelingen beigetragen haben, ganz besonders Herr Klaus Stiedenrod, der das Buch für den oceaneum-Verlag in eine druckbare Form brachte. Sollten Insulaner noch Fotos, Schriftstücke oder anderes Material besitzen, so ist der Heimatverein ein dankbarer Bewahrer dieses wertvollen Kulturgutes. Wir sind kein Privatarchiv, dessen Verbleib in ferner Zukunft fraglich bleibt,
kommende Generationen sollen einen massiven Grundstock vorfinden, der die Geschichte der Insel Borkum dokumentiert und damit auch die Geschichte der Borkumer Rettungsstation.
Das Buch hat 380 Seiten und es sind 500 Bilder, Zeichnungen und Skizzen zu finden. Es kostet 34,90 Euro und der Erstverkauf ist im Rahmen einer Feierstunde im Museum am 20. April 2011. Die drei Verfasser erhielten kein Geld, sie haben ihre Arbeit ehrenamtlich gemacht. Der Heimatverein bleibt der Eigentümer un t’was moij, as ji, dej ji hier sitten, bi Gefallen uk ein bitje Werbung maken. Tiss ein Bauk för Börkumers, Butenbörkumers un Badegasten.

So übergeben wir das Buch „Untergang vor Borkum – Die Geschichte des Rettungswesens im deutsch-niederländischen Seegebiet „ dem interessierten Leser
als hoch interessanten Ausflug in die Vergangenheit, zum besseren Verständnis für die damaligen Schwierigkeiten, zeigen den Mut und die Unerschrockenheit der Inselmenschen und sprechen von der Gesellschaft Schiffbrüchiger
mit tiefer Hochachtung als einer der humanitärsten Vereinigungen der Welt.

Wenn in der Vergangenheit die kleinen Ruderrettungsboote ausliefen, um Menschen aus Seenot zu bergen, so werden den Männern die Gebete der wartenden Frauen und Mütter begleitet haben, mit dem größten Wunsch um eine gesunde Rückkehr. Es gibt keinen schöneren Spruch als jenen, der viele Jahrzehnte später bei der Taufe das Rettungsboot Theodor Heuss begleitete:

Fahre, Schiff, du tapferer Retter,
durch der Stürme böses Wetter,
zu dem Bruder, der in Not,
bis dein Helfen sich ihm bot-
dass als großes Vorbild bliebe:
Menschlichkeit und Nächstenliebe!